So wird die Naht glatt

03.09.2019

Wer Schweißnähte mit einem Winkelschleifer bearbeiten muss, hat die Wahl zwischen drei Schleifscheibenarten. Dabei unterscheiden sich Schruppscheibe, Fiberscheibe und Schleifmopteller (geläufige Bezeichnung „Fächerschleifscheibe“) nicht nur in ihrer Beschaffenheit. Wir haben zwei Anwender gefragt, welche Kriterien bei ihrer Werkzeugwahl eine Rolle spielen.

Wer Schweißnähte mit einem Winkelschleifer bearbeiten muss, hat die Wahl zwischen drei Schleifscheibenarten. Dabei unterscheiden sich Schruppscheibe, Fiberscheibe und Schleifmopteller (geläufige Bezeichnung „Fächerschleifscheibe“) nicht nur in ihrer Beschaffenheit. Wir haben zwei Anwender gefragt, welche Kriterien bei ihrer Werkzeugwahl eine Rolle spielen.

Schwenkkrane sind eine Spezialität der Vetter Krantechnik GmbH in Siegen. Flexibel und wendig sind sie vielerorts im Einsatz – an Bahnhöfen und Flughäfen, in Werften und Gießereien, in den Fertigungshallen und auf Baustellen. Rund 4.000 Stück werden jährlich produziert. Zwar hat das Unternehmen auch zwei Schweißroboter, doch ein Großteil der Arbeit wird nach wie vor per Hand erledigt. Das 40-köpfige Schweißerteam verbindet Rohrsäulen mit Fußflanschen und Rippen aus Baustahl, schweißt Druckstützen an den Ausleger.

 

„Anschließend müssen wir die Schweißnahtübergänge bearbeiten. Dafür nehmen wir immer häufiger statt der klassischen Schruppscheiben die Schleifmopteller von Klingspor. Durch die flexiblen Lamellen er halten wir einen sauberen, dynamischen Übergang zwischen den Bauteilen. Bei der Schruppscheibe besteht ja die Gefahr, dass man in die Tiefe der Schweißnaht schneidet, und damit wäre die Funktion beeinträchtigt“, erläutert Mitarbeiter Axel Schmidtgen.

Bildmotiv Innovation

„Mit dem Schleifmopteller
schaffen wir einen dynamischen
Übergang zwischen den
Bauteilen.“
- Axel Schmidtgen, Vetter Krantechnik

 

Bildmotiv Innovation

„Für die groben Nähte
ist die Schruppscheibe
perfekt.“
- Tobias Baum, Heyden Metallverarbeitung

Für Tobias Baum, Schweißer bei Heyden Metallverarbeitung, sind Schruppscheiben hingegen das Mittel der Wahl. Seit 2006 spezialisiert sich das Unternehmen aus Frohnhausen auf die Verlängerungen von Gabelstaplergabeln. Die eher kurzen Gabeln der handelsüblichen Stapler werden verlängert, um das Be- und Entladen zu erleichtern. Vier Stahlteile werden dafür miteinander verschweißt. „Die Schweißnähte sind recht grob, darum setzen wir ausschließlich die 230-mm-Schruppscheiben von Klingspor zur Bearbeitung ein. Wir haben auch schon Schruppscheiben anderer Hersteller ausprobiert, aber keine kommt an die Qualität von Klingspor heran. Für uns ist es die ideale Scheibe“, betont Tobias Baum.

Das ideale Schleifmittel finden

Wie schwierig es sein kann, das ideale  Schleifmittel zu finden, weiß Dirk Wahler, Produktmanager bei Klingspor: „Die Entscheidung hängt von vielen Faktoren ab: Standzeit, Abtrag, Anschaffungskosten, Ergonomie und letztendlich auch Gewohnheit.“

Die Schruppscheiben sind in der Schweißnahtbearbeitung wohl am meisten verbreitet, schlicht, weil es sie schon am längsten gibt. Das Schliffbild ist dabei eher grob, die Oberfläche rau und das Arbeiten mit der Schruppscheibe ist nichts für Ungeübte: Der Druck muss stimmen, und das trotz starker Vibrationen, die für Muskeln und Gelenke anstrengend sind. Bei zu wenig Druck tanzt die Scheibe, bei zu viel Druck entsteht Hitze und das Material verfärbt sich. Dennoch hat die Schruppscheibe auch Vorteile gegenüber Schleifmopteller (SMT) und Fiberscheiben: Sie kann Zunderschichten entfernen und ist zum Schleifen von Kehlnähten bestens geeignet. Günstig und aggressiv: Das sind die Hauptmerkmale der Fiberscheiben. Bei Verwendung eines harten Stütztellers kann das  Schleifkorn tiefer in die Oberfläche eindringen. „So viel Abtrag erreicht der SMT, bezogen auf den Flächenschliff, nicht. Für frei zugängliche Schweißnähte sind Fiberscheiben durchaus empfehlenswert“, sagt Dirk Wahler.
Die Wahl eines passenden Stütztellers ist dabei wichtig. Mit einem harten Stützteller entfernt eine Fiberscheibe grobe Schweißnähte mühelos, mit einem weichen Stützteller erzeugt sie ein gleichmäßiges Schliffbild. Ihr Nachteil sind die niedrigere Standzeit und die somit höheren Rüstkosten. Komfortabel schleifen – das ist das Steckenpferd des SMT. Das Schleifwerkzeug mit Lamellen schafft hohen Abtrag bei hoher Standzeit und kann Schweißnähte an Werkstücken mit Rundungen besonders gut bearbeiten. Die Schweißer von Vetter Krantechnik, die für den Grobschliff die Schruppscheiben und für die Feinheiten die Schleifmopteller nutzen, haben eine klare Vorliebe, wie Axel Schmidtgen zugibt: „Der SMT ist beim Arbeiten deutlich angenehmer: weniger Vibration, weniger Lärm. Er ist allerdings teurer, wobei man ja auch die Lohnkosten vergleichen sollte. Wer mit der groben Schruppscheibe die Oberfläche kaputt macht und vor dem Lackieren einen zusätzlichen Arbeitsgang einlegen muss, hat nichts gewonnen. Das sollte man alles bedenken.“

 

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