Dick oder dünn?

18. April 2018

Bei der Auswahl von Trennscheiben fällt die Entscheidung oft nicht leicht. Neben vielen offensichtlichen Faktoren wie Maschine oder Einsatzgebiet spielen dabei auch unterschiedliche Vorlieben eine Rolle. Doch worauf kommt es wirklich an?

Bei der Auswahl von Trennscheiben fällt die Entscheidung oft nicht leicht. Neben vielen offensichtlichen Faktoren wie Maschine oder Einsatzgebiet spielen dabei auch unterschiedliche Vorlieben eine Rolle. Doch worauf kommt es wirklich an?

Es ist eine Millimeterentscheidung. Nein, hier geht es nicht um ein Fotofinish im Bahnradsport, sondern um Trennscheiben. Wer in Deutschland professionell Edelstahl, Metall oder andere Werkstoffe schneidet, steht vor der Wahl: 0,8 Millimeter, 1,0 Millimeter, 1,6 Millimeter, 2,0 Millimeter oder 2,5 Millimeter. Auch Klingspor produziert Trennscheiben unterschiedlicher Dicke. Doch welches Modell hat nun die Idealmaße? Einer, der es wissen muss, ist Anton Bodrin. Der 36-Jährige arbeitet im Produktmanagement von Klingspor und stellt mit einem Lächeln klar: „Eine einfache Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Es kommt darauf an, was der Anwender mit der Trennscheibe vorhat, mit welcher Maschine und wo er arbeitet, welches Material er bearbeiten will, um nur einige Faktoren zu benennen.“ Die Diskussion um die richtige Scheibendicke ist nicht neu. Seit Klingspor 1954 erstmalig eine hochtourig anwendbare, faserstoffgebundene Schleifscheibe produziert und mit dieser Innovation die gesamte Trenntechnologie grundlegend verändert hat, ist auf dem Markt einiges passiert. Waren die Scheiben zu Beginn noch etwas kräftiger, begann vor rund 15 Jahren unter den führenden Herstellern das Wettrennen um die Modelle von 1,0 Millimetern und dünner zur Verwendung auf Winkelschleifern mit einem Durchmesser von 100 bis 125 Millimetern.

Vorteile je nach Anwendung

Heutzutage sind Trennscheiben von 2,5 Millimetern Dicke und mehr hauptsächlich im Do-ityourself- Bereich zu finden. Die Profis nutzen die dünneren Varianten. Deren Vorteile liegen auf der Hand, vor allem, wenn es darum geht, teure Materialien wie Edelstahl zu schneiden. „Das Arbeiten mit einer dünnen Scheibe ist grundsätzlich präziser und erfordert weniger Kraftaufwand. Das zu bearbeitende Material wird weniger erwärmt und vor allem weniger verschwendet, die Gratbildung wird reduziert, es entstehen weniger Funken und Vibrationen“, erläutert Bodrin. Doch auch die etwas kräftigeren Modelle punkten in bestimmten Bereichen: Beim Schneiden von dickerem Material ab fünf Millimeter Stärke zum Beispiel sind dickere Scheiben stabiler und somit sicherer für weniger Geübte oder bei der Arbeit in einer Position, in der die Gefahr des Verkantens besteht. „Sicherheit wird bei allen Trennscheiben großgeschrieben – egal, ob dick oder dünn – wir arbeiten nach modernsten Normen und Anforderungen“, betont Anton Bodrin. In der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Klingspor kommt modernste Technik zum Einsatz, um alle Eventualitäten der Nutzung zu berücksichtigen. Schleifroboter mit Force-Control simulieren unterschiedlichen Anpressdruck, da dieser von Nutzer zu Nutzer stark variiert. Eine Thermokamera zeigt die jeweilige Temperaturentwicklung im Schnitt. Aber auch Fachhändler und Industriekunden sind regelmäßig im Schulungszentrum in Haiger zu Gast, um selbst Hand anzulegen, zu testen und zu vergleichen. „Nur so kann die Beratung optimiert werden, denn schließlich entscheidet jeder Anwender, was für ihn bei der Auswahl der Scheibendicke am wichtigsten ist“, stellt Bodrin fest. Diese Entscheidung will Klingspor seinen Kunden künftig vereinfachen und hat dafür den Produktfinder neu aufgelegt. Schritt für Schritt kann der Kunde seine Auswahl eingrenzen, um schnell festzustellen, was für seine Arbeit das geeignete Werkzeug ist (siehe rechts).

Entscheidungshilfe: der Produktfinder

1. Welche Maschine?

Auf welchem Winkelschleifer soll die Trennscheibe genutzt werden? Je leistungsstärker die Maschine, desto höher die Drehzahl. Die Spezifikationen des Arbeitsgeräts sind das erste Entscheidungskriterium für die Frage, welche Scheibe zum Einsatz kommen soll.

  • Winkelschleifer mit 100 bis 150 Millimeter Durchmesser und einem Leistungsumfang von 600 bis 1.700 Watt
  • Winkelschleifer mit 180 bis 230 Millimeter Durchmesser und einem Leistungsumfang von mehr als 1.700 Watt

2. Welches Material?

Weich, hart oder besonders empfindlich gegenüber Hitze? Jedes Material hat unterschiedliche Eigenschaften, die es bei der Auswahl der passenden Trennscheibendicke zu berücksichtigen gilt. Was wird geschnitten?

  • Stahl
  • Edelstahl
  • Aluminium oder anderes Nichteisenmetall
  • Gusseisen

3. Welches Werkstückprofil?

Biegsame dünne Bleche erfordern eine andere Herangehensweise als stabile Profile oder Vollrohre. Die Wahl der richtigen Trennscheibendicke hängt auch davon ab, welche Form geschnitten werden soll.

  • Blech
  • Rohr, Vollmaterial
  • L-, U- oder T-Profil

4. Sicherheitsanforderungen?

Hinweise zur Arbeitssicherheit mit der Maschine müssen ebenso berücksichtigt werden wie die Instruktionen, die den Trennscheiben beiliegen.

  • Materialfixierung
  • Arbeitshöhe